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So unterschiedlich die parteipolitische Orientierung , so unterschiedlich auch die Bewertung zu 25 Jahre Deutsche Einheit. Einig waren sich die Podiumsteilnehmer lediglich in der Feststellung, dass in der Vergangenheit nicht alles richtig gemacht wurde.

Während Dr. Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg mehr Kapitalismus zur Überwindung teilungsbedingter Unterschiede in der Wirtschaftsstruktur und –leistung forderte, sah Dr. Gregor Gysi die allumfassende Zerschlagung öffentlicher Strukturen und die bedingungslose Übernahme westdeutscher Rechts- und Verwaltungsnormen sowie die undifferenzierte Einführung von Regelungen im Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsbereich als einen Kardinalfehler an.

Auch die gegenwärtige Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD) sieht sich und die Bundespolitik auf einen guten Weg. Sie nannte die Bereiche Innovationen, Investitionen und Internationalisierung als wichtige Themen, bei denen ostdeutsche Unternehmer noch stärker unterstützt werden müssen.

Als Spielverderber par excellence erwies sich Prof. Dr. Joachim Ragnitz, Stellvertretender Leiter der ifo Niederlassung Dresden, der in seiner Lagebewertung zum wirtschaftlichen und strukturellen Anpassungsprozess der Neuen Länder an das westdeutsche Niveau von einer länger anhaltenden Stagnation seit Ende der 90-Jahre sprach. Ragnitz forderte von der Politik mehr Ehrlichkeit im Umgang mit Zukunftsprognosen und eine öffentliche Abkehr von der proklamierten allgemeinen Anpassung zwischen Ost und West. Genug Stoff um eine lebhafte Diskussion nicht nur unter den Podiumsteilnehmern zu eröffnen.

Auch innerhalb der Schweriner Delegation, die mit rund 50 Teilnehmern zu den zahlenmäßig stärksten Verbandsvertretungen unter den rund 200 Teilnehmern gehörte, gab es Wortmeldungen. Gerd Güll forderte eine bessere Familienpolitik und mehr Chancengleichheit im Bildungswesen ein. Karl-Heiz Garbe beklagte die Förderung neuer Atomkraftwerke durch die Europäische Union und Stephanie Beibler-Kretz berichtete von den Schwierigkeiten junger Existenzgründer.

Auch Hartmut Bunsen, Präsident des UV Sachsen und Sprecher der Interessengemeinschaft der Unternehmerverbände Ostdeutschlands und Berlin wies in seinen Ausführungen auf die unterschiedlichen Interessen großer und klein- und mittelständisch geprägter Unternehmen und ihre Lobby innerhalb der Politik hin. Gleichzeitig erneuerte er sein Gesprächsangebot an die Bundespolitik und die Mitwirkung von Verbandsvertretern in Gremien des Bundes. Der jährliche Parlamentarische Abend der Interessengemeinschaft ist für ihn eine hervorragende Plattform um mit den Abgeordneten der Neuen Länder im Deutschen Bundestag im Gespräch zu bleiben.

Es wäre wünschenswert und sicher auch im Interesse der einzelnen Abgeordneten, wenn persönliche oder parteipolitische Scheuklappen abgelegt werden könnten und ein offener Dialog auch über Unterschiede hinweg möglich bleibt. Die nächsten Wahlen kommen ganz bestimmt.

Der Rest des Abends gehörte den Gesprächen mit Unternehmerkollegen und Parlamentariern aus Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen-Anhalt und Sachsen sowie Thüringen. Das gute Feedback der mitreisenden Verbandsmitglieder ermuntert uns diese Form gemeinsamer Fahrten zum Parlamentarischen Abend auch 2016, zum nächsten Treff in Berlin, anzubieten.

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