Ausgangssituation – Die Idee
Bestandspflege ist in der Verbandsregion Ludwigslust-Parchim des Unternehmerverbandes seit jeher einer der wichtigsten Aufgaben. Dafür werden viel Zeit und Aufwand investiert. Anfang November waren bereits 131 Besuche bei Mitgliedsunternehmen in knapp 8 Monaten (2 Monate Ausgangsbeschränkung) zu verzeichnen.
Auf Grund der bekannten Lage mit den Kontakteinschränkungen hatte Regionalgeschäftsstellenleiter Guido Raabe eine Idee. Wie kann seitens des Verbandes Flagge gezeigt werden, obwohl Besuche vor Ort erheblich eingeschränkt sind? Wie kann der Kontakt trotzdem persönlich gestaltet werden? Die Lösung – Anrufe! Anrufe, die nicht maximal 1 Minute, sondern z.T. 20-30 Minuten dauern!
Das Ziel
Es ging nicht darum, Umfragen durchzuführen, Betroffenheit zu analysieren, Diagramme zu erstellen und Zahlenkolonnen. Es ging darum – da zu sein, Flagge zu zeigen, ein offenes Ohr zu haben, sich zu kümmern und bei Bedarf, Unterstützung in geeigneter Form anzubieten.
Umsetzung
Einfach anfangen, sagte sich Guido Raabe. Einfach das Gespräch suchen. Zu zeigen, da ist jemand, da wird sich gekümmert. Im Ergebnis kamen ca. 250 Telefonate zusammen. Es sind völlig verschiedene Telefonate im Inhalt. Es gibt kein Raster. Es wird auch emotional, aber oft anders als gedacht. Es sind Momente, in denen das Zuhören eine besondere Bedeutung gewinnt.
Dabei wurden bewusst auch die Firmen integriert, die besonders hart von den Schließungen betroffen waren (sind). Die Gespräche gingen quer durch alle Branchen und Unternehmensgrößen. Adressaten befanden sich in 4 Bundesländern und 4 Landkreisen. Einen Gesprächsleitfaden gab es nicht. Individuell wurde reagiert. Eine Länge von über 20 Minuten keine Seltenheit.
Ein allgemeines Bild lässt sich nicht zeichnen. Es geht von – gar nicht betroffen, sogar mehr Umsatz als vorher – bis Lage, stabil – bis zu großen Schwierigkeiten. Auch innerhalb einer Branche lassen sich völlig verschiedene Wahrnehmungen feststellen. Das eine Unternehmen hat Personalbedarf in zweistelliger Höhe, das andere kommt in Turbulenzen auf Grund Abhängigkeiten von Großkunden, oder internationalen Kunden. Das so viel zu hörende C-Wort (Corona) war bei manchen Gesprächen besser wegzulassen. Ebenfalls das Wort Krise, da die Betroffenheit ja völlig verschieden ist. Positiv ist zu vermerken – keiner hat aufgelegt. Keiner ist dem Gespräch ausgewichen. Das wäre durchaus verständlich, angesichts der komplizierten Lage in manchen Branchen. Es lässt sich auch insgesamt kein allgemeingültiges Urteil fällen. Die Situationen ändern sich z.T. täglich. Förderungen wurden in Anspruch genommen, z.T. Es gab auch Gespräche, bei denen auf Grund der Branche fest von einer Förderung auszugehen war. Diese wird aber nicht benötigt. Der viel beschworene Solidaritätsgedanke ist spürbar gewesen. Diejenigen, die mit den höchsten Umsätzen ihrer Firmengeschichte gut dastehen, baten alle darum, nirgends namentlich genannt zu werden. Die Anzahl dieser Firmen befindet sich im höheren zweistelligen Bereich. Branchenübergreifend wurde die Bedeutung des Personals, von vielen Firmen aufgezeigt. In der Häufigkeit ist das in den letzten 10 Jahren so nicht zu registrieren gewesen.
Die Verunsicherung im Markt ist kennzeichnend. Längerfristige Planungen sind daher kaum zu realisieren.
Vernetzung
So gewünscht und passend, sind Mitgliedsunternehmen, wie gewohnt, zueinander geführt worden. Hier denken Unternehmen natürlich über Kreis- und Ländergrenzen hinweg. Sie wollen sich austauschen, kooperieren, miteinander Geschäfte machen. Die große Vielfalt der Region Ludwigslust-Parchim des Unternehmerverbandes, die Mitglieder in 6 Bundesländern und 6 Landkreisen hat, kommt dem entgegen. Die Vernetzung des Verbandes bis in die unmittelbaren Entscheidungsträger wurde angeboten und auch genutzt. So konnten Anliegen von Mitgliedsunternehmen direkt in Besprechungen der Regierung eingebracht werden.
Unternehmerverband hält zusammen
Die gleichnamige Aktion des Radiosenders Ostseewelle wurde als Aufhänger genutzt bei der Ansprache von Mitgliedsunternehmen, die schließen mussten, aber noch Angebote online, zum Abholen, oder Lieferservice bieten. In wöchentliche Rundmails wurde das kostenfreie Portal beworben. Hier konnten Mitgliedsunternehmen ihre Angebote einem breiten Publikum vorstellen. Im Telefonat ist auch nochmal darauf hingewiesen worden.
Unterstützung
Das in der Region bestehende kostenfreie Serviceangebot im Bereich betriebswirtschaftliche Beratung wurde in den Telefonaten aktiv beworben. Vermittlungen fanden und finden hier vermehrt statt. Die Region kann sich als Dienstleister zeigen. Hier wird unbürokratisch und schnell reagiert. Anfragen kamen teilweise nach 22.00 Uhr, auch Telefonate. Für eine schnelle, flexible Reaktion zeigen sich die Unternehmen dankbar.
Ausblick
Die erneute Schließung einiger Branchen stellt manche Unternehmen auf eine weitere, harte Bewährungsprobe. Verstärkt sind Anfragen zu verzeichnen. Ein Fazit gibt es nicht. Die Situation ist nicht vorbei. Der Markt zu unsicher und Entwicklungen nicht absehbar.
Geschäftsstellenleiterin
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