„Reale Erlebnisse in virtuellen Lernwelten“ war das Motto der zweitägigen Ausbildungswerkstatt 4.0. Eingeladen hatte das saz – Schweriner Aus- und Weiterbildungszentrum e.V. – in den Perzina Saal des Digitalen Innovationszentrums in Schwerin. Rund 50 interessierte Unternehmen folgten der Einladung und testeten vor Ort verschiedene AR- und VR-Anwendungen für die Aus- und Weiterbildungspraxis. Viele Anwendungsmöglichkeiten, vor allem im gewerblich-technischen Bereich, lassen sich hier finden. Prozess- und Systemverständnis als auch Selbstlernkompetenz und Problemlösefähigkeit zu fördern, stehen dabei im Mittelpunkt. Doch ob die Anwendung tatsächlich was nützt, ergibt sich erst im direkten Ausprobieren. Das saz stellte dazu drei verschiedene Projekte vor, welche kontinuierlich weiterentwickelt werden. Die Resonanz bei Ausbildungspersonal und Auszubildenden ist nach ersten Berührungsängsten durchweg positiv. So lassen sich mit einem Smartphone, Tablet oder einer Microsoft HoloLens Datenbrille abstrakte Zeichnungen mittels AR-Technik zu erlebbaren Objekten animieren. Das saz setzt dies bereits erfolgreich in der Verbundausbildung der Metallberufe ein.
Besonders intensiv ist das Lernen bei VR-Anwendungen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Immersion, dem „Eintauchen“ in eine virtuelle Welt. Je realistischer die virtuelle Welt und je höher der Grad an Interaktion, umso mehr identifiziert sich der Betrachtende mit der fiktiven Welt. Der boomende Absatz von VR-Computerspielen gibt dem Trend recht. Nun hat die Bildungslandschaft diese Möglichkeiten auch für Lehr- und Lernszenarien entdeckt. So nutzt das saz beispielsweise den „taraVRbuilder“ im Anlagenbau und Logistikbereich,um 2D-Layouts mit 3D Modellen von Maschinen, Förderanlagen, Fahrzeugen und Handarbeitsplätzen zu bestücken. In wenigen Schritten entstehen dabei 3D-Simulationen von Produktions- und Logistikprozessen. Zusammen mit dem Rostocker Partner ANOVA GmbH entwickelt das saz außerdem weitere passende Lehr- und Lernsequenzen. Erste Projektergebnisse wurden im Rahmen des Erprobungsprojektes „ProMech-I“ für den Beruf des Mechatronikers/der Mechatronikerin vorgestellt. Azubis können hier in die virtuelle Welt eines Schaltschrankes „abtauchen“. In mehreren Arbeitsschritten müssen sie Teilaufgaben lösen. Das VR-Trainingssystem protokolliert und bewertet dabei hinsichtlich verschiedener Kriterien und hilft damit den Lernfortschritt transparent für Lernende und Lehrende abzubilden.
Fazit der zwei Tage Ausbildungswerkstatt 4.0: Es gibt viele spannende Anwendungsmöglichkeiten für AR und VR! So wurden weitere Anwendungen vorgestellt, wie beispielsweise die virtuelle Begehung einer Windkraftanlage auf See, der SHW 360° Trailercheck vom Seehafen Wismar als auch weitere Anwendungen im Baugewerbe oder Landwirtschaft. Doch sind hier auch Rahmenbedingungen zu berücksichtigen. Ralf Marohn als Moderator der Ausbildungswerkstatt 4.0 fasst es wie folgt zusammen:
„AR- und VR-Anwendungen sind vor allem im Industriebereich interessant. Aus- und Weiterbildung lassen sich damit attraktiv gestalten und bieten Lehrenden und Lernenden neue Möglichkeiten der Wissensvermittlung und Kompetenzerweiterung. Doch sind die Entwicklungskosten nicht unbedeutend, außerdem sind passende Lehrszenarien zu finden, die tatsächlich einen Mehrwert bieten. So können beispielsweise gefährliche oder komplexe Arbeitssituationen spielerisch nachgebildet werden. Ein gutes Beispiel hierfür ist der digitale Schweißtrainer, der gleichzeitig Materialkosten spart. Ob sich Unternehmen, das selbst anschaffen oder über Kooperation im Verbund mit Bildungsdienstleistern und anderen Unternehmen ermöglichen, ist sicherlich nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch das vorhandenen pädagogischen Know-Hows. Da die Entwicklung im Bereich Industrie 4.0 so dynamisch ist, ist es für alle Beteiligten empfehlenswert, gemeinsam Lösungen zu finden und Wissen zu teilen. Wir stehen da als Netzwerkpartner jederzeit zur Verfügung.“
Wir danken dem Gastgeber für die vielen interessanten Eindrücke und freuen uns auf die gemeinsame Zusammenarbeit im Weiterbildungsverbund.
// Fotos: saz e.V.
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