Wie war das eigentlich damals im Januar 1990?

Treffen der Gründungs- und Ehrenmitglieder sowie ehemaliger Mitarbeiter des Verbandes

Gründungs- und Ehrenmitglieder sowie ehemalige Mitarbeitende unseres Verbandes verbrachten am 9. Februar 2024, 34 Jahre nach Gründung des Verbandes, auf Einladung von Präsident Matthias Kunze unterhaltsame Stunden bei Kaffee und Kuchen im Zweirad Hotel Lenné in Schwerin.

Neben der Freude des Wiedersehens alter Weggefährten wurde angeregt diskutiert. Noch immer sind alle sehr interessiert an der wirtschaftlichen Entwicklung unseres Landes und an den Geschehnissen rund um den Verband. Ein paar alte Geschichten durften natürlich auch nicht fehlen. Einig waren sich alle in ihrer Erinnerung an die Euphorie, die Unternehmer aus Mecklenburg-Vorpommern in der Wendezeit erfasste. Man konnte nun endlich echter Unternehmer sein. Der Einladung der 11 Akteure im Januar 1990 zur Gründungsversammlung eines eigenen freien Verbandes folgten damals über 1.000 Unternehmer und Unternehmerinnen aus dem ganzen Norden die Halle am Fernsehturm. Noch heute erzeugt diese Erzählung von damals bei den Protagonisten eine Gänsehaut. Dies war der Startschuss des Unternehmerverbandes Norddeutschlands. Und da man noch gar nicht wusste, wie die zukünftigen Strukturen sein werden und was aus den Bezirken Schwerin, Rostock und Neubrandenburg wird, wurde dieser Name gewählt und zeugt so auch heute noch von den Anfängen des Verbandes vor 34 Jahren. Mit großem persönlichem Einsatz haben die „Unternehmer der ersten Stunde“ Aufbauarbeit geleistet sowie nach und nach für geordnete Strukturen gesorgt, die bis heute bestens tragen.

Sehr gern wäre auch Lothar Rackwitz bei dieser Kaffeetafel dabei gewesen, der am 7. Januar 2024 verstarb. Ehrenpräsident Rolf Paukstat würdigte in dieser Runde noch einmal seinen Anteil am Aufbau des Verbandes. Als erster Geschäftsführer hatte Lothar Rackwitz in den Jahren 1990 bis 1999 maßgeblichen Anteil daran, im Verband geordnete Strukturen zu entwickeln, die bis heute noch tragen. Wir werden ihm ein ehrendes Gedenken bewahren.

Stimmen der Gründer und Ehrenmitglieder im Rückblick:

Gerd Güll / Gründungs- und Ehrenmitglied / 1. Verbandspräsident und viele Jahre Mitglied im Präsidium: „Unser Ziel war, eigenständig und ohne Zwangsmitgliedschaft für die Belange der Wirtschaft eintreten zu können und den unternehmerischen Geist zu fördern. Es musste die Unterstützung der Politik eingefordert werden, da der Neustart der regionalen Unternehmerschaft unter sehr schwierigen Bedingungen erfolgte und die Startbedingungen vielfach nicht gleichberechtigt waren.“

Hartmut Kratzke / Ehrenmitglied / Regionalleiter der Verbandsregion Schwerin: „Unser damaliger Oberbürgermeister hat sich für die Wirtschaft nicht sehr interessiert, da musste man aktiv werden. Aber es hat Spaß gemacht, viele junge Unternehmer waren mit dabei und wollten sich auch engagieren.“

Hannelore Glagla / Ehrenmitglied / viele Jahre im Präsidium aktiv: „Mein Bestreben war immer, den Verband zu stärken und neue Mitglieder zu gewinnen,  bis heute. Ich war immer mit Leib und Seele dabei.“

Karl-Heinz Garbe / Gründungs- und Ehrenmitglied / viele Jahre Vizepräsident: „Als wir im Januar 1990 im Schweriner „Brunnenkrug“ zusammen kamen, wollten wir einen freiwilligen Zusammenschluss der Unternehmerschaft organisieren. Dass dann nur einen Monat später über 1.000 Unternehmer und Unternehmerinnen nach Schwerin kamen und wir immer weiter Stühle in der Halle am Fernsehturm dazu stellen mussten, erzeugt bei mir immer noch eine Gänsehaut.“

Hans Barner / Ehrenmitglied / viele Jahre Präsident: „Wir wollten nach der Wiedervereinigung etwas bewegen und konnten in sehr kurzer Zeit viel aufbauen. Wichtig war uns ein Zusammenwachsen und ein  selbstbestimmtes Agieren ohne Bevormundung.“

Günther Schneider / Gründungsmitglied: “Zur Wendezeit war nicht klar, wie alles werden wird. Man wollte eine Organisation schaffen, wo die Wirtschaft nicht wieder ins Hintertreffen gerät. In der Aufbruchstimmung gelang das auch, später musste man aufpassen, dass Eitelkeiten nicht überhand nahmen. Die Unternehmer brauchten und brauchen ein geeintes Sprachrohr, nur das macht den Verband stark.“

Jürgen Lindhorst / Gründungsmitglied: „Die Gründung war begleitet von einer großen Euphorie. Die Vielfältigkeit des Verbandes war wichtig, damit man untereinander und voneinander profitieren konnte. Und trotz so mancher Auseinandersetzung musste man zu einem Ergebnis kommen, was man gemeinsam vertreten hat.“

Hansheinrich Liesberg / Gründungsmitglied: „Wirtschaftsvertreter müssen an einem Strang ziehen. Auch Kammern gehören für mich dazu, ansonsten nutzt die Politik das aus. Die Wendezeit hat vieles möglich gemacht, ich bin stolz, ein Gründungsmitglied zu sein.“

Rolf Paukstat / Ehrenmitglied und Ehrenpräsident / viele Jahre Präsident: „Aus der DDR-Historie heraus war man als Unternehmer nicht zwingend gut angesehen. Es war sehr wichtig, für ein positives Unternehmerbild in der Gesellschaft einzutreten. Darüber hinaus war es wichtig, dass der regionale Mittelstand Gehör findet, in der Politik im Land und im Bund. Daher haben wir auch die enge Kooperation mit den Unternehmerverbänden Ostdeutschlands und in Mecklenburg-Vorpommern mit aufgebaut und etabliert.“

Gisela Angrabeit / erste Mitarbeiterin des Verbandes: „Es war eine aufregende Zeit. In der ganzen Hektik in Vorbereitung der Gründungsversammlung hat man es versäumt, an eine Anwesenheitsliste zu denken. So kamen dann über 1.000 Gäste aus dem ganzen Norden zusammen, ohne dass anschließend deren Kontakte vorlagen. Man hatte nur Berge von Flyern, Visitenkarten und Materialien hinterlassen. Meine erste Aufgabe bestand daher darin, dass aufzuarbeiten – ohne Internet, ohne Mails – mit einer Schreibmaschine, dem Telefonbuch und den Kisten voller Materialien. Eine sehr mühevolle Arbeit, aber daraus bildete sich dann der Grundstock an Mitgliedern.“

Terminlich verhindert waren Wolfgang Waldmüller (Ehrenmitglied) sowie Detlef Elss (Ehrenmitglied und Vizepräsident), die die Runde vervollständigt hätten.