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Wirtschaft bekennt sich zur Eigenverantwortung und handelt – sachlich und ideologiefrei.

Anlässlich des UV-Unternehmertag 2022 kamen rund 150 Unternehmerinnen und Unternehmer aus ganz Mecklenburg am 25. August nach Schwerin, um sich zu den aktuell drängenden Fragen von Verfügbarkeit sowie Bezahlbarkeit von Energie und Rohstoffen auszutauschen.

Unter dem Tagungsmotto „Regional statt global – Energie, Rohstoffe, Lieferketten – wie unabhängig kann die Wirtschaft in MV werden?“ luden die beiden größten branchenübergreifenden, regionalen Unternehmer­verbände in Mecklenburg-Vorpommern ein. Die große Nachfrage zur Teilnahme an dieser seit Jahren im Wechsel in Schwerin und Rostock durchgeführten Wirtschaftskonferenz des Unternehmerverband Norddeutschland Mecklenburg-Schwerin e.V. und des Unternehmerverband Rostock-Mittleres Mecklenburg e.V. zeigte, wie brisant die Fragen von Energie und Rohstoffen in der Wirtschaft aktuell sind.

Die Präsidenten der gastgebenden Verbände Frank Haacker und Thomas Tweer formulierten dazu:
“Corona, Krieg, Inflation und dazu noch der Klimawandel – die regionale Wirtschaft steht mit dem Rücken zur Wand. Die geballte Ladung an Herausforderungen erzeugt eine schwierige Gemengelage und es brennt an allen Ecken. Ein sparsamerer Umgang mit den vorhandenen Ressourcen war bereits mit Blick auf die Klimaschutzziele unausweichlich. Werden nun die Fragen der Verfügbarkeit und der Bezahlbarkeit zum Treiber des Strukturwandels? Wie kommen wir durch die Krise, welche Erkenntnisse lassen sich gewinnen und von welchen mutmachenden Beispielen aus der Unternehmerschaft können wir lernen? Breiter aufstellen, Lieferbeziehungen neu knüpfen, zum Eigenversorger mit Energie und Rohstoffen werden – und damit unabhängig? Kann unabhängiger auch nachhaltiger bedeuten?“

Staatssekretär Jochen Schulte (Wirtschaftsministerium MV) betonte in seinem Grußwort, dass „regional“ und „global“ für ihn keine Gegensätze darstellen. Man wird in einer globalisierten Welt weiterhin auf Lieferbeziehungen in vielfältigster Hinsicht angewiesen sein. Trotzdem sind regionale Möglichkeiten und ein höheres Maß an Unabhängigkeit auch mit Blick auf ein nachhaltigeres Wirtschaften neu zu bewerten.

Keynote Speaker Henry Forster, Geschäftsführer IAG – Ihlenberger Abfallentsorgungsgesellschaft mbH gab mit seinem Vortrag interessante Impulse zu den Themen “Wohlstand, Wachstum, Ressourcenverbrauch – vom Konsumrausch zur Nachhaltigkeit”, selbstkritische Fragen inklusive. “Irgendwann ist alles Abfall und was passiert dann? Moderne Abfallwirtschaft ist leider oft nur eine Reaktion auf den Fortschritt. Themen wie nachhaltiges Produktdesign, Wiederverwertung und Wiedergewinnung von Rohstoffen, Energieerzeugung aus Abfällen sind einige Lösungsvorschläge und sollten noch mehr in den Fokus von Politik und Wirtschaft rücken. Unser eigenes Konsumverhalten sollten wir dazu auch kritisch hinterfragen und als Unternehmerschaft gutem Beispiel vorangehen.”

Die spannenden Beiträge und Podiumsrunden mit hochkarätigen Gästen thematisierten dann auch im Bereich der Energie die vielen Maßnahmen, die Unternehmen schon ergriffen haben. Autarke Energieversorgung, dezentrale Lösungen und lokale Gemeinschaftsprojekte und viele Ansätze mehr zeigten eine Vielfalt an technischen Lösungen auf. Dazu berichteten Dieter Uffmann von biotherm Hagenow GmbH, Rob Vogelaar vom alpincenter Wittenburg/Landhotel Spornitz und Philipp Pfeiffer von APEX Energy Teterow GmbH aus ihrer unternehmerischen Praxis. Geleitet wurde die Podiumsdiskussion von Jörg Klingohr, der aus eigener Erfahrung als Inhaber vom energieautarken Golchener Hof zu berichten wusste. Fazit: Vor allem kleine und mittlere Unternehmen haben es oft schwer und nicht das nötige Fachwissen, um die für sie richtige und geeignete Lösung zu finden. Fördermöglichkeiten sind oft unbekannt oder mit hohem Aufwand verbunden. Hier braucht es unabhängige und neutrale Beratung und Unterstützung, wie sie die Landesenergie- und Klimaschutzagentur LEKA auch für Unternehmen anbietet. „Die Beratungsanfragen häufen sich und sind kaum noch zu bewältigen“, berichtet Arne Rakel von MVeffizient/LEKA MV. Dass zeigt jedoch, dass die Wirtschaft aktiv dabei ist, Alternativen zu suchen und dabei auf erneuerbare Energien setzt.

Im Bereich von Rohstoffen und ihrer Verwendung und Wiederverwertung waren sich die Vertreter der Abfallwirtschaft, in der von Henry Forster geleiteten, zweiten Podiumsrunde einig. In den zurückliegenden Jahrzehnten ist es dort gelungen, für die verschiedenen Abfälle immer bessere Verfahren des Recyclings zu entwickeln, um aus den Abfällen das Maximale herauszuholen. So werden mittelweile Sekundärrohstoffe gewonnen, die in zahlreichen Herstellungsprozessen einer erneuten Verwendung zugeführt werden können und damit den Verbrauch der Primärrohstoffe deutlich reduzieren. Norbert Rethmann, Ehrenaufsichtsratsvorsitzender der Rethmann-Gruppe: „Wir haben hier in Deutschland eine hochentwickelte Abfallindustrie und sind Technologieträger für viele Verfahren der Kreislaufwirtschaft, die wir in die ganze Welt exportieren. Dies wird viel zu wenig anerkannt und als wichtiger Bestandteil der Gesamtwirtschaft gesehen.“ Einig war man sich in allen Diskussionen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer ihre Verantwortung im Bereich des nachhaltigen Wirtschaftens erkannt haben und in vielen Bereichen voran gehen. Man wartet nicht, dass die Probleme andere lösen, sondern handelt. Von der Politik sind jedoch Rahmenbedingungen zu setzen, die unterstützen und nicht behindern. Planungs- und Genehmigungsverfahren strotzen vor bürokratischen Unwägbarkeiten und dauern viel zu lang. Dr. Eric Schweitzer, CEO der ALBA Europe Holding, ergänzte: „Die Wirtschaft könnte im Bereich der erneuerbaren Energien und Klimaneutralität wesentlich schneller vorankommen, wenn die Genehmigungs­verfahren deutlich beschleunigt werden würden.“

Viele Unternehmen brauchen darüber hinaus Unterstützung bei der Finanzierung ihres Umbaus in Richtung nachhaltige Wirtschaft, da vielfach nicht genug Eigenkapital vorhanden ist, so dass zinsgünstige Kredite hilfreich wären. UV-Präsident Thomas Tweer: „Die seit Jahren nötige Energie- und Wärmewende bekommt auf Grund der Fragen von Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Energie und Rohstoffen eine ganz neue Dynamik. Dem ist sich die Wirtschaft sehr bewusst. Jedoch muss der Weg hin zu mehr Klimaneutralität auch bewältigbar sein. Unsere Wirtschaft muss wettbewerbsfähig bleiben, um das zu schaffen. In einigen Branchen ist jedoch akut in Frage gestellt, ob die Kostenexplosionen in allen Bereichen überhaupt überstehbar sind. In so einer Lage ist an Investitionen, Umbau und Ausbau im Bereich erneuerbare Energie kaum zu denken. Politik und Verwaltung müssen daher Übergangszeiten und Übergangslösungen sicherstellen und nötige Rahmenbedingungen schaffen, die helfen, statt zu behindern und zu verlangsamen.”

Frank Haacker UV-Präsident Rostock ergänzt dazu: „Der Fachkräftemangel tut sein Übriges. Rund 250.000 Handwerker fehlen bundesweit, um Häuser energieeffizient zu sanieren, Ladesäulen und Solardächer zu installieren, und Windkraftanlagen aufzubauen und zu warten. Hier liegt auch viel Potenzial für attraktive Arbeitsplätze in MV. Dazu muss deutlich mehr in Berufsorientierung sowie Aus- und Weiterbildung investiert werden, um die dazu nötigen Interessen zu wecken und Kompetenzen zu entwickeln.“

Wir bedanken uns herzlich bei allen Beteiligten und Sponsoren für die Planung, den reibungslosen Ablauf sowie die zahlreichen interessanten Impulse und Diskussionen! Vielen Dank auch an Kabarettist Christopher Dietrich, der mit seinen heiteren Worten das Programm bereicherte.

Hier finden Sie den Unternehmertag 2022 zum Nachschauen.

Fotos und Videorückblick: Andre Wegner / Master Mobility GbR

// Pamela Buggenhagen

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